Ein Leitfaden zum Kluane-Nationalpark
Weltberühmte Mountainbike-Trails. Mitternachtssonne und Nordlichter. Erinnerungsreiche Touren mit Boot und Hundeschlitten. Eine faszinierende Geschichte des Goldrausches. Das Yukon-Territorium ist unkonventionell und ungezähmt und bietet alles, was das Herz von Wanderern höherschlagen lässt.
Weltberühmte Mountainbike-Trails. Mitternachtssonne und Nordlichter. Erinnerungsreiche Touren mit Boot und Hundeschlitten. Eine faszinierende Geschichte des Goldrausches. Das Yukon-Territorium ist unkonventionell und ungezähmt und bietet alles, was das Herz von Wanderern höherschlagen lässt.
Wer auf der Suche nach spektakulärer Natur ist und unberührte Landschaften erleben will, sollte jedoch auch dem Kluane-Nationalpark einen Besuch abstatten − ein UNESCO-Weltnaturerbe, für das selbst Superlative unzureichend scheinen.
Nahe der Grenze zu Alaska befindet sich eines der größten Naturschutzgebiete der Welt. Es lockt Besucher durch seine Farbenpracht, ungewöhnliche Geographie, dramatischen Bergwelten, 2.000 Gletscher und das größte Eisfeld Kanadas. Das vielleicht beeindruckendste Merkmal ist die schiere Größe. Am schönsten wird der Besuch während des kurzen aber spektakulären Sommers von Mitte Juni bis Anfang September − obwohl selbst dann stets winterliche Bedingungen herrschen. Da der Großteil des Parks nicht mit dem Auto befahrbar ist, reisen die meisten Besucher mit einer kleinen Cessna oder dem Helikopter an, wenn sie nicht gleich zu Fuß kommen. Von einfachen Tagestouren bis hin zu extremen Wanderabenteuern abseits der Zivilisation ist für jeden Geschmack etwas dabei. Hier ist ein kurzer Leitfaden zur Erkundung eines Gebiets, das die UNESCO so treffend als ein Königreich aus Fels und Eis bezeichnet hat.
Wandern und Trekking
Ungeachtet seiner Größe von mehr als 22.000 Quadratkilometern Wildnis ist der Kluane Park erstaunlich einfach mit dem Flugzeug zu erreichen. Der Park liegt nur eine Stunde Autofahrt von der von Freizeitaktivitäten geprägten Hauptstadt Whitehorse entfernt und ist idealer Ausgangspunkt für die schönsten Tagestouren im Yukon. Die meisten Wanderer starten von Haines Junction, einem Dorf etwa 160 Kilometer von Whitehorse. Wanderer können dort campen oder in einem Hotel übernachten (Geheimtipp: das Raven's Rest Inn ist am gemütlichsten). Im Besucherzentrum des Kluane-Nationsparks gibt es Hintergrundinformationen, Karten und den Wetterbericht sowie alles Wissenswerte über die Geschichte der First Nations. Dann heißt es rein in die Wanderschuhe und los geht's. Für weniger Wildnis-Erprobte empfehlen sich geführte Wandertouren, wie sie beispielsweise von Yukon Wild oder Alayuk Adventures angeboten werden.
Es gibt keine ausgeschilderten Wanderwege, lediglich Routen. Zu den beliebtesten Zielen zählt der King’s Throne, der durch eine anspruchsvolle, etwa achtstündige Wanderung mit starker Steigung zu erreichen ist, die durch atemberaubende Panoramen über den Kathleen Lake und die umliegenden Täler besticht. Die Quill Creek Route führt Wanderer zwei bis vier Tage lang über Stock und Stein und lockt mit Sichtungen von Pfeifhasen, Dall-Schafen und Grizzlybären. Im Sommer bilden Wildblumen in Rot, Orange und Grün einen fantastischen Kontrast zur Auriol Range. Der Weg am St. Elias Lake erlaubt eine einfache Wanderung durch unterschiedliches Terrain, die zwei bis vier Stunden in Anspruch nimmt. Tipp: Mit einem gemieteten Kanu können Besucher den See erkunden oder angeln gehen.
Paddeln
Eine Raftingfahrt auf dem gletschergespeisten Alsek River, einem der kanadischen Heritage Rivers, führt Abenteuerlustige bis zu 250 Kilometer durch den Park, vorbei an der zweithöchsten Küstenlinie der Welt und weiter nach British Columbia und Alaska. Der Fluss windet sich durch tiefe Schluchten, vorbei an Sanddünen und Eisschollen. An den Ufern tummeln sich Bären und Bergziegen, in den Lüften kreisen Steinadler. Nahanni River Adventures nimmt Besucher mit auf den Alsek. Wagemutige buchen einen spannenden Tagesausflug durch die Eliaskette über den Tatshenshini, einem Rafting-Fluss der Kategorie III/IV, den National Geographic als einen der Top 10 Rafting-Flüsse führt. Ungeführte Kanu- und Kajakfahrten wirken wie einem Traum entsprungen, sind jedoch nur etwas für Erfahrene.
Fahrradfahren
Die Wege führen an einspurigen Straßen und alten Minenwegen entlang. Zu den beliebtesten Routen gehören der 26 Kilometer lange Alsek Valley Trail, der durch atemberaubende Ausblicke besticht, die schöne 22 Kilometer lange Mush Lake Road und der anspruchsvolle, 83 Kilometerlange Cottonwood Trail, auf dem Wanderer und Mountainbiker einige Flüsse überqueren müssen. Dazu gibt es immer die Möglichkeit, in unberührter Natur zu übernachten. Ehrgeizige Mountainbiker zieht das jährliche Staffelrennen von Haines Junction bis Haines in Alaska in den Park.
Flightseeing
Auf einer Flightseeing-Exkursion fühlen sich Abenteurer von aller Welt losgelöst. Erst aus dieser Perspektive ist das wahre Ausmaß des Parks zu erahnen. Auf einem kurzen, halbstündigen Trip oder auch auf mehrstündigen Touren wird der 5.959 Meter hohe Gipfel des Mount Logan umrundet. Es ist der höchste Berg Kanadas. Ein Blick aus dem Fenster enthüllt die größten nicht-polaren Eisfelder der Erde. Es besteht auch die Möglichkeit, sich für ein Wanderabenteuer oder einen Tagesausflug in den abgelegenen Teilen des Parks absetzen zu lassen. Buchungen sind bei mehreren Anbietern möglich, unter anderem Kluane Glacier Air Tours und Rocking Star Adventures.
Winteraktivitäten
Der Winter ist eine ganz besondere Zeit, um die stillen Weiten des eisigen Nordens zu entdecken. Februar und März sind die besten Monate für Hundeschlittenfahrten, Skilanglauf, Schneeschuhtouren, Motorschlittenfahrten, Eisfischen und selbst Wildcampen für die besonders Hartgesottenen. Kathleen Lake ist im Winter ein begehrtes Ziel für Tagestouristen.
Camping
Nur eine kurze Fahrt vom Dorf entfernt liegt der Kathleen Lake, der beliebteste, einfach erreichbare Campingplatz mit 39 großzügigen Plätzen. Wer zuerst kommt, bekommt den besten Platz. Von hier aus geht es zu Wanderungen und Ausflügem mit dem Boot. Und nicht selten fühlen sich Besucher trotz der anderen Camper ganz allein am Ende der Welt (geöffnet von Mai bis September). Wanderer können an einigen Stellen campen oder ihr Lager einfach überall dort aufschlagen, wo ihnen danach ist. Die beliebtesten Plätze liegen in der Umgebung des Observation Mountain entlang des Slim River und am Cottonwood Trail. Wer in die Natur aufbricht muss sich vor dem Start registrieren und einen sogenannten Backcountry Permit erwerben. Auf allen Wanderungen ist stets Vorsicht vor Bären geboten.
Tierbeobachtungen
Es gehört schon eine Menge Pech dazu, im Kluane Park keinem Tier über den Weg zu laufen − nicht umsonst ist der Park berühmt für seine gesunde Bärenpopulation mit 250 Grizzlybären und 150 Schwarzbären. Zudem gibt es hier eine große Anzahl der größten Elche der Welt und Herden von 4.000 Dall-Schafen, so viele wie an keinem anderen Ort auf der Erde. Im Park leben zudem zahlreiche Karibus, Bergziegen und 150 Vogelarten wie Stein- und Weißkopfseeadler, Prachttaucher, Schneehühner sowie Füchse, Vielfraße und Timberwölfe. Im Wasser, beim Wandern und auch in der Luft können Wanderer immer wieder einen Blick auf Wildtiere erhaschen. Bärenspray darf in keiner Ausrüstung fehlen − es wird in Haines Junction in der Dorfbäckerei angeboten.
Besucher sollten im Sommer daran denken, dass die Sonne zu dieser Jahreszeit 19 Stunden lang am Himmel steht.